Sanddorn-Shots selber machen

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Müsli mit Sanddorn und Früchten

Ein Sanddorn-Baum in meiner Nachbarschaft. Was für eine wunderbare Entdeckung! Sie hat mich sofort zu ein paar Recherchen und Küchenexperimenten inspiriert: Wie bekomme ich die Beeren von den dornigen Zweigen und wie den Saft aus den Beeren? Was mache ich mit dem Sanddornsaft und stecken außer viel Vitamin C noch andere Nährstoffe drin? Ein paar Antworten auf diese Fragen und meine eigenen Erfahrungen mit den sauren Superbeeren habe ich hier für euch aufgeschrieben.

Sanddorn finden, erkennen und ernten

Bevor ich mit Gartenschere und Beutel zur Sanddorn-Ernte loszog, habe ich mich zwecks richtiger Erntemethode erst einmal schlau gemacht: Am besten schneidet man einfach ein paar fruchttragende Zweige ab, so wie es auch die Obstbauern machen. Im nächsten Jahr wachsen neue Triebe nach. In Naturschutzgebieten ist das allerdings nicht erlaubt. Im Zweifel also besser vorher nachfragen.  Meine Entdeckung steht nicht in einem solchen Gebiet, sondern einem frei zugänglichen Park. Daher habe ich sie direkt in der Karte von mundraub.org eingetragen (s.u.), falls jemand anderes auch Lust auf Sanddorn hat.

Dass es sich wirklich um Sanddorn handelt, verriet mir erstens die Optik: orangefarbene Beeren, die an ganz kurzen Stielen direkt an den Zweigen wachsen. Beim Feuerdorn – der als Zierstrauch viel weiter verbreitet ist – hängen die Früchte dagegen in Trauben herunter. Der Sanddorn hat außerdem viel schmälere und längere, auf der Unterseite grausilbrige Blätter. Den zweiten Hinweis lieferte der typische Sanddornduft, der den Beeren beim Zerdrücken entströmt. Letzte Zweifel räumte das Probieren aus: Sanddorn schmeckt herb und sauer und eben typisch nach Sanddorn. Wer den Geschmack nicht kennt, übt vielleicht vorher mit gekauftem Saft.

Sanddorn-Baum mit Ästen voller Beeren

Sanddornbäume oder -sträucher erkennt man an den dicht an den Ästen wachsenden Beeren und lanzenförmigen Blättern.

Im Netz gibt es viele Tipps und Tricks, wie man Sanddorn am besten erntet, ohne sich an den stacheligen Ästen zu verletzten. Ich habe einfach ohne Handschuhe ein paar Zweige abgeschnitten, gewaschen und die Beeren vorsichtig abgepflückt. Das ist zwar etwas mühsam, war aber für meine überschaubare Menge völlig in Ordnung. Beim zweiten Versuch habe ich die Zweige in handliche Stücke geschnitten und vorher eingefroren. So lassen sich die Beeren tatsächlich leichter lösen. Aber ich finde, man kann sich diesen Zwischenschritt getrost sparen.

Sanddorn kalt auspressen und portionsweise einfrieren

Um das sehr hitzeempfindliche Vitamin C zu erhalten, habe ich die Beeren nicht aufgekocht und dadurch entsaftet, wie es in den meisten Rezepten steht. Ich habe stattdessen „kaltgepressten“ Sanddornsaft hergestellt. Beim ersten Mal habe ich die Beeren portionsweise auf einer feuchten Stoffserviette verteilt, diese in einen Gefrierbeutel gelegt und mit dem Nudelholz ein wenig weichgeklopft. Aus dem Beerenbrei habe ich den Saft herausgepresst. Zugegeben, eine etwas mühsame Angelegenheit. Man könnte aber auch sagen, eine genüssliche Freizeitbeschäftigung.

Sanddornzweig mit Beeren, daneben ein Teller mit ausgepresstem Saft und ein Tuch zum Auspressen

Sanddorn durch ein Tuch auspressen ist etwas mühsam, aber funktioniert.

Da der Strauch noch voller Beeren hängt und ich Lust auf mehr hatte, bin ich ein zweites Mal ernten gegangen. Zum Auspressen habe ich mir die „Flotte Lotte“ von meiner Nachbarin ausgeliehen. Dieses praktische Küchengerät zum Passieren kannte ich bisher nicht. Es hat die Verarbeitung doch deutlich beschleunigt. Den gewonnenen Saft habe ich in Eiswürfelbehältern eingefroren und später in eine Box umgefüllt. Jetzt habe ich einen ziemlich stattlichen Sanddorn-Vorrat für den ganzen Winter: 800 Gramm Sanddorn-Muttersaft in Würfel- und Herzform!

Mit einem Passiergerät wie der „Flotten Lotte“ geht das Saftauspressen deutlich schneller.

Sanddorn-Shots für die Extraportion Vitamin C und heimisches Superfood

Mit meinen gefrorenen Sanddorn-Würfeln verfeinere ich nun immer wieder mal mein zweites Frühstück aus Haferflocken, Früchten, Nüssen und Joghurt. Ein oder zwei Eiswürfelchen tauen schnell auf und reichen völlig, weil der Sanddorn so sauer und gehaltvoll ist. Viele kennen Sanddorn vor allem als Vitamin-C-Bombe. Das stimmt, denn je nach Sorte stecken in 100 Milligramm Sanddorn zwischen 160 und 800 Milligramm Vitamin C. Doch die meisten von uns sind auch ohne Sanddorn gut mit Vitamin C versorgt und brauchen gar keine Extraportion. Meine Hausärztin schwört allerdings auf Vitamin C bei Erkältungen und würde mir im Fall des Falles zu 3x täglich einem Würfel Sanddorn raten 😉

Box mit gefrorenem Sanddornsaft in Eiswürfelform, daneben eine Müsli

Sanddornsaft einfach in Eiswürfelbehältern einfrieren und später in eine Box umfüllen.

Spannender ist, dass Sanddorn noch mehr Nährstoffe enthält: vor allem sehr viel Betacarotin, außerdem Vitamin E, Calcium und Magnesium, sekundäre Pflanzenstoffe und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Mich nervt zwar der Begriff Superfood oft, aber Sanddorn dürfte ihn daher schon tragen. Für mich auch deshalb, weil er nicht nur super gesund, sondern auch super regional ist. Er wird zum Beispiel seit den 70er Jahren traditionell in den östlichen Bundesländern angebaut. Dort war er nämlich vor der Wiedervereinigung eine heimische, vitaminreiche Alternative zu kaum erhältlichen Zitronen oder Orangen.

Da man Sanddorn pur und ohne Zucker wirklich nur in kleinen Mengen genießen kann, relativiert sich das mit dem Superfood allerdings wieder und es bleibt für mich dabei: Die bunte Mischung macht’s und darin gebührt dem Sanddorn für mich ein kleines aber festes Plätzchen.

Sanddorn als Quelle für Vitamin B12?

Das gilt auch für Sanddorn als Vitamin-B12-Quelle. Oft ist zu lesen, dass Sanddorn vegan lebende Menschen gut mit diesem Vitamin versorgen kann, das fast nur in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Tatsächlich lebt Sanddorn in einer Symbiose mit Knöllchenbakterien, die Vitamin B12 bilden. Vermutlich benötigen die Bakterien das Vitamin aber vor allem für ihr eigenes Wachstum und übertragen es kaum auf die Wirtspflanze – also den Sanddorn. Daher enthält Sanddorn im Schnitt nur 0,3 bis 3 Mikrogramm Vitamin B12 pro 100 Gramm und ist nicht wirklich DIE Lösung für das Vitamin-B12-Problem einer veganen Ernährung.

Mehr Ideen für Sanddorn

Meine Kollegin Julia hat neulich über Ingwer-Shot als Immunkick geschrieben. Eine tolle Variante wären also sicherlich selbst gemachte Sanddorn-Ingwer-Shots. Diese Mischung probiere ich aber lieber demnächst mal in einer warmen Karotten-Suppe aus. Solche und weiter Rezeptideen gibt es zum Beispiel auf smarticular.net. Wer nicht so gerne saure Sachen mag wie ich, kombiniert die sauren Beeren am besten mit süßem Obst, zum Beispiel sehr reifen Bananen im Smoothie oder Milch-Shake. Gerade bietet sich auch die Kombi mit süßen Weintrauben oder Feigen an wie in meinem Müsli auf dem Beitragsbild. Und tatsächlich lohnt es sich sogar, die ausgepressten Reste zu trocknen: Allein oder in Kombination mit zum Beispiel dem erwähnten Ingwer wird daraus ein fruchtiger und gar nicht saurer Tee.

Hier findet ihr zum Schluss noch „meinen“ Sanddorn, aber bitte nicht alles abernten, sondern mindestens 1/3 der fruchttragenden Zweige stehenlassen. So machen es auch die professionellen Sanddorn-Erzeuger.

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