Das BZfE-Forum und #berta19 auf Twitter: Da geht noch mehr!

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3. BZfE-Forum Obstbeutel mit Äpfeln

Ab ins Netz – so prangte es schön doppeldeutig auf dem Stoffbeutel, den jede/r TeilnehmerIn des 3. BZfE-Forums mit nach Hause nehmen durfte. Ab ins „Internetz“ und rein in die Sozialen Medien? Das ist vermutlich für viele der Teilnehmenden die größere Herausforderung als Obst und Gemüse im Mehrwegbeutel einzukaufen! Unter dem Hashtag #berta19 war letzte Woche dennoch Einiges los: Ein wenig auf Facebook und Instagram, jede Menge auf Twitter.

#berta19 in den Twittertrends – na und?

So gelangte der Hashtag #berta19 während der DGE-Arbeitstagung in den deutschen Twitter-Trends unter die Top 10. Und auch beim BZfE-Forum am 5. September sorgten die Menschen, die live aus der Stadthalle oder aus der Ferne auf Twitter aktiv waren, dafür, dass #berta19 erneut „trendete“.

Solch ein Twitter-Trend entsteht nach einem bestimmten Algorithmus vor allem bei Themen, die plötzlich aktuell werden. Wenn beispielsweise während einer Veranstaltung wie dem BZfE-Forum ein exponentielles Wachstum von Tweets mit demselben Hashtag von vielen unterschiedlichen Twitter-Nutzern erzeugt wird, trendet dieser Hashtag – in diesem Falle also #berta19. Retweets verstärken den Effekt zusätzlich.

Das Ganze scheint eine Wissenschaft für sich und nur Twitter selber weiß, was genau dahinter steckt. Interessant ist aber im Wesentlichen die Frage: Was hat man davon? Der Sinn ist, dass sich die Themen und Botschaften einer solchen Tagung quasi in Echtzeit an viele Menschen verbreiten, die sich dafür interessieren (könnten). Und zwar nicht nur unter denjenigen, die sich sowieso schon auf Twitter folgen und ihre Posts regelmäßig gegenseitig liken und retweeten.

Herzchen sind auf Twitter keine Liebeserklärung

Auch darum geht es also bei dem ständigen Appell an Organisationen und Ernährungsfachkräfte: Mischt auf den Sozialen Medien mit, um die Kommunikation über Ernährung und Gesundheit nicht anderen zu überlassen. Nutzt und verbreitet passende und gerne kreative Hashtags. Teilt Tweets mit spannenden und wichtigen Infos. Oder honoriert sie zumindest mit einem Like. Dass die bei Twitter Herzen sind, macht sie übrigens nicht zu einer Liebeserklärung…

So machen wir im Idealfall gemeinsam auch die großen Mainstream-Medien auf unsere Expertise, unsere fundierten Infos und praktischen Tipps aufmerksam, die den Menschen letztendlich zu einem gesünderen Lebensstil verhelfen sollen.

Brauchen wir mehr Verbote?

Lebhaft wurde die Diskussion auf Twitter als Prof. Lorkowski in seinem Vortrag „Essen XXL: Isst sich Deutschland krank?“ forderte: „Es braucht mehr Verbote“. Oha! Verbote stehen auf der Leiter der Interventionen, wenn es beispielsweise darum geht, den Zuckerkonsum zu bremsen, ganz oben. Quasi als letztes Mittel, wenn Maßnahmen wie Information oder Abschreckung nicht ausreichend wirken.

Ein Twitter-Post dazu rief den Ernährungssoziologen Daniel Kofahl auf den Plan, der nichts von Verboten hält und fordert, Experten sollten ermöglichen, nicht verbieten. (Wer den ganzen Thread lesen möchte, klickt einfach im Tweet oben in die weiße Fläche.)

So richtig verstehe ich die Argumentation und Aufregung allerdings nicht. Klar geht es darum, die Menschen zu befähigen, bei Süßigkeiten Maß zu halten, gehören die aber auch zum Genuss dazu. Und natürlich müssen Eltern ihre Kinder erziehen. Aber warum soll man ihnen und uns allen nicht das Leben leichter machen? Keine Süßigkeiten mehr an der Kasse im Supermarkt (oder Bioladen – die machen das ja genauso)? Für mich spricht wenig dagegen.

#nudging nimmt Fahrt auf

Eine gute Alternative zu Verboten – auch in Sachen Quengelkasse – ist für mich das Nudging. Bis vor zwei Jahren sagte mir und vermutlich den meisten Zeitgenossen der Begriff nur wenig. Jetzt findet das „Anstupsen“ zu einer gesünderen Ernährung, zu mehr Gemüse und weniger fettigem, salzigem oder gezuckertem Essen, zu kleineren Portionen und zu öfter mal Wasser im Glas immer mehr Befürworter. Und auch auf Twitter gibt es täglich Posts unter dem Hashtag #nudging – nicht nur im Zusammenhang mit Essen und Lebensmitteln.

Ausgesprochen gut gefällt mir ein Beispiel, das Dr. Kai Purnhagen in seinen Vortrag eingebaut hatte: Die „Frei von“-Kasse, an der weder Süßigkeiten noch Alkohol oder Zigaretten locken. Wer sich selbst oder seine Kinder überlisten möchte, geht schnurstracks zu dieser Kasse. Wer noch schnell einen Schokoriegel kaufen möchte, stellt sich eben an einer normalen Kasse an. Noch toller wäre es, wenn an der Kasse Gemüse oder Obst „nimm mich mit“ rufen würden. Zu solchen und anderen Ernährungs-Nudges gibt es bereits diverse Versuche in Betriebskantinen. Die zeigen, wie einfach so etwas funktionieren kann.

Ich habe das Nudging neulich für das BZfE etwas genauer unter die Lupe genommen und bin seitdem überzeugt: Nudging gehört unbedingt in den viel beschworenen Maßnahmen-Mix, um Menschen ohne Zwang, kreativ und mit Spaßfaktor zu einem gesünderen Leben zu bewegen.

Frei-von-Kasse

„Frei von Süßigkeiten, Alkohol- und Tabakwaren“-Kasse.
Foto: Kai Purnhagen

Kombiniert ihr in der Suche auf Twitter die Hashtags #berta19 und #nudging, bekommt ihr einen schnellen Überblick, was zum Nudging auf den Bonner Ernährungstagen noch so alles gesagt und getwittert wurde. Dann gelangt ihr auch zu folgendem Beispiel aus den Niederlanden, das prompt plus Link über Twitter geteilt wurde: Ein Nationaler Aktionsplan für mehr Obst und Gemüse, bei dem alle an einem Strang ziehen.

Ernährungsfachkräfte auf Twitter – das Glas ist halbvoll

Rund 500 TeilnehmerInnen hatten sich zum BZfE-Forum angemeldet, aber nur ein Bruchteil davon war während der Tagung auf Twitter aktiv. Das ist ja auch nicht so einfach. Denn eigentlich möchte man sich voll auf die Vorträge und Diskussionen konzentrieren und nicht gleichzeitig mit dem Smartphone hantieren. Das kann ich gut verstehen und finde es auch manchmal ziemlich anstrengend. Trotzdem: Mit ein wenig Übung kann man nebenbei zumindest ein wenig bei der Verbreitung wichtiger Aussagen und Infos via Twitter helfen. Oder das zuhause gemütlich auf dem Sofa nachholen. Und je mehr mitmachen, desto besser verteilt sich diese Aufgabe.

Für das nächste Jahr ist der Hashtag für die 4. Bonner Ernährungstage übrigens #berta20. Ich bin gespannt, was sich bis dahin getan hat und freue mich auf viele neue KollegInnen und munteres Netzwerken, Informationen-und-Meinungen-Austauschen auch auf Twitter.

Dieser Blogbeitrag ist im Zusammenhang mit meiner freiberuflichen Tätigkeit für das Bundeszentrum für Ernährung entstanden. Die Auswahl der Inhalte erfolgte rein subjektiv und spiegelt meine persönliche Wahrnehmung und Interessenschwerpunkte wider. 

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